Krieg und Tod in der Mehrzweckhalle Weiher

WeihnachtskonzertEin ganz und gar unweihnachtliches Thema war Gegenstand der Ouvertüre 1812, die der Musikverein Weiher bei seinem diesjährigen Weihnachtskonzert zum musikalischen Hauptwerk machte. Beschrieb Tschaikowski darin doch den napoleonischen Russlandfeldzug vor 200 Jahren, der zu einem der blutigsten Auseinandersetzungen des 19. Jahrhunderts wurde. Für die Musikerinnen und Musiker des Vereins stand jedoch die musikalische Herausforderung im Vordergrund, mit der Dirigent Stanislav Klimov das Orchester gekonnt seine bisherigen musikalischen Grenzen überschreiten ließ.

Eröffnet wurde das Konzert, das für viele Besucher den schon traditionellen Abschluss der Weihnachtsfeiertage darstellt, jedoch vom Jugendorchester des Musikvereins Weiher mit dem Stück „Yes we have no Bananas“, das in der Folge einer Bananenfäule in Brasilien zu Beginn des 20. Jahrhunderts und der damit verbundenen Lieferschwierigkeiten von Bananen entstand und bekannt wurde. Auch mit den beiden folgenden Stücken „Copper Mountain Legend“ und „Weihnachts Swings“ konnte das Jugendorchester unter der Leitung von Marie-Luise Becker, für die es nach 7 Jahren der letzte Auftritt mit dem Jugendorchester war, seinen guten Leistungsstand unter Beweis stellen. Erst nach einer Zugabe durfte das Jugendorchester die Bühne verlassen und macht damit Platz für das große Orchester des Vereins.

Nach dem Eröffnungsmarsch „Regimentsparade“ folgte das bereits erwähnte Hauptwerk des Abends, die Ouvertüre 1812 von Pjotr Iljitsch Tschaikowski. Um das sehr anspruchsvolle Werk, und insbesondere die darin verarbeiteten Handlungen für das Publikum noch greifbarer zu machen, wurden während des Stückes Filmausschnitte zu Napoleons Russlandfeldzug gezeigt. Aufgewühlt von den Bildeindrücken und der gewaltigen Musik schaffte das Orchester mit dem weltberühmten Walzer „Über den Wellen“ des Mexikaners Juventino Rosas gekonnt einen Ausgleich vor der Pause. Wellenartig klang die zauberhaft singende Melodienfolge durch die fast vollbesetzte Halle und war auch während der Pause immer wieder summender Weise präsent.

Nach der Pause nutzte der Verein den feierlichen Rahmen, um langjährige Mitglieder zu ehren. Nicole Wagner, Thomas Barth, Ralf Braungart und Willi Herzog erhielten vom Bezirksvorsitzenden Alfred Ruf eine Ehrennadel des Blasmusikverbandes Karlsruhe bzw. des Bund Deutscher Blasmusikverbände für 20, 30 bzw. 40-jährige Aktivität. Außerdem verabschiedete Vorstand Thomas Barth Robert Holzer, der sein Instrument aus gesundheitlichen Gründen an den Nagel hängen musste, in die Passivität. Für sein Engagement und die unzähligen Jahre ehrenamtliche Tätigkeit in der Vorstandschaft des Vereins erhielt Robert Holzer ein Präsent.

Musikalisch wurde der letzte Konzerteil mit dem mexikanischen Marsch „Zacatecas“ von Genaro Codina eröffnet. Weiter ging es mit einem weiteren tragischen Jubiläum: Dem Untergang der RMS Titanic vor 100 Jahren. James Cameron kombinierte dieses Schiffsunglück mit einer herzzerreißenden Liebesgeschichte und landete damit einen Kinohit. Auszüge aus der oscarprämierten Filmmusik präsentierte der Musikverein Weiher in einem „Titanic-Medley“. Hierbei bewies insbesondere das junge Flötenregister des Vereins, was man mit etwas Talent, einer guten Ausbildung und viel Fleiß erreichen kann. Mit „Visit to George Gershwin“, einem Potpourri der schönsten Melodien des Jazz-Komponisten George Gershwin, und dem eingängigen „Concerto d’Amore“ des Niederländers Jacob de Haan, schaffte das Orchester einen stimmigen Abschluss eines rundum gelungenen Konzerts.
Ein lang anhaltender Applaus würdigte die Leistung von Orchester und Dirigent, die sich ihrerseits mit zwei Zugaben bedankten.